Der Workshop begann mit einem theoretischen Teil, die von den Expert:innen Alina Omerbasic-Schiliro und Frank Dietrich von der HHU Düsseldorf geleitet wurde. Sie gaben eine umfassende Einführung in die Grundlagen der Ethik und regten die Teilnehmenden dazu an, über die Rolle der Ethik in der wissenschaftlichen Forschung, Methoden der ethischen Analyse und historische Perspektiven auf die Ethik der Mensch-Tier-Beziehung nachzudenken. Dabei wurde deutlich, dass Ethik nicht nur Regeln sind, sondern viel mehr ein ganzes Rahmenwerk darstellt. Es ermöglicht moralische Konsequenzen besonders in Bereichen zu bewerten, in denen ethische Abwägungen komplex sind und schwer zu entscheiden sind.
Im ersten Teil des Tages befassten sich die Anwesenden mit den verschiedenen Rahmenwerken, die ethische Entscheidungen in der Forschung mit Tieren leiten. Es wurde diskutiert, dass Ethiker:innen eine wichtige Rolle bei der Analyse moralischer Fragestellungen spielen, insbesondere bei komplexen gesellschaftlichen Diskussionen. Eine weitere zentrale Frage behandelte, ob allen Tieren und Menschen moralische Berücksichtigung zusteht, unabhängig von Entwicklungsstadium, Fähigkeiten oder Spezies. Diese Überlegung hat erhebliche Auswirkungen auf die Tier- und Medizinethik. Der Workshop hob zudem das 3R-Prinzip (Replacement, Reduction, Refinement) hervor. Unter einer konsequentialistischen Perspektive kann Tierversuchsethik als vertretbar gelten, wenn die zu erwartenden Vorteile, wie potenzielle medizinische Durchbrüche, die Leiden der Tiere überwiegen und keine geeigneten Alternativen existieren. Diese Herangehensweise erfordert jedoch eine Kombination aus ethischer und wissenschaftlicher Expertise, um Faktoren wie die Leidensfähigkeit von Tieren, die Zuverlässigkeit alternativer Methoden und den wissenschaftlichen Erkenntniswert zu bewerten.
Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden bei der Bearbeitung von Fallstudien selbst aktiv werden. Die Fallbeispiele stellten praxisnahe Szenarien aus der Arzneimittelentwicklung, Lehre und Ausbildung, in den Tierversuchen eingesetzt werden sollen, dar. Die Gruppe hat dann in zwei Kleingruppen jeweils für die Pro-und Contra-Seite miteinander debattiert. Die Fallstudien wurden bewusst so ausgewählt, dass sie keine eindeutigen Antworten liefern. Stattdessen forderten sie die Anwesenden dazu auf, sich den komplexen Entscheidungen zu stellen, die Forschende in ethisch anspruchsvollen Situationen treffen müssen. Die Diskussionen regten die Teilnehmenden zu intensiver Reflexion und lebhaftem Austausch über ethisch vertretbare Handlungsweisen an und unterstrichen die Bedeutung der Anwendung ethischer Prinzipien in der Praxis.
Zum Abschluss des Workshops einigten sich die Teilnehmenden darauf, die ethischen Standards in der Forschung weiter voranzutreiben. Der Workshop verdeutlichte die Notwendigkeit eines kontinuierlichen Dialogs und die Wichtigkeit einer flexiblen ethischen Rahmengebung, die sich neuen Entwicklungen anpasst. Der 3R-Workshop NRW bot eine wertvolle Gelegenheit zum Ideenaustausch, die durch das Engagement der Referent:innen, die aktive Teilnahme und die Organisation erst möglich wurde. Diese Zusammenarbeit bestärkt die Überzeugung, dass verantwortungsbewusste Wissenschaft eine ständige Überprüfung und Stärkung ethischer Standards erfordert.